Distanzlernen

Stand: Januar 2021

Pädagogischer und organisatorischer Plan zum Distanzunterricht

Pädagogische Vorüberlegungen

Nach der Evaluation der Erfahrungen der Schulschließung im Frühjahr des Jahres 2020 entwickelten wir detaillierte pädagogische Anforderungen für das Distanzlernen:

a: Der „persönliche Kontakt“ mit den Lernenden darf nicht unterbrochen werden.
b: Den Lernenden muss deutlich werden, dass es sich auch auf Distanz um „Schule“ handelt.
c: Die Eltern brauchen eine verlässliche Struktur, auch im Hinblick auf die Motivation der Kinder.
d: Kinder müssen auch untereinander Kontakt halten können.
e: Das Arbeitsmaterial muss besonders gut und verständlich strukturiert sein.
f: Lehrende müssen für Kinder- und Elternnachfragen erreichbar sein.
g: Es muss sichergestellt sein, dass alle Kinder Zugang zu Online-Angeboten haben.
h: Die Ausgabe des Schülermaterials muss für die ganze Schule einheitlich sein.
i: Wir brauchen feste Online-Lehrer-Teams in den Jahrgängen.
j: Besondere Kinder benötigen besondere Begleitung.
k: Die Schule braucht eine umfassende technische Ausstattung und Ausleigeräte für Kinder.

Eines der wichtigsten Anliegen ist uns, dass wir den persönlichen Kontakt zu den Kindern behalten. Wir wissen genau, dass die Kinder (nicht zuletzt) für „ihre Lehrer:in“ lernen und sich dann der Arbeit viel mehr verpflichtet fühlen, als wenn die Eltern um die Erledigung der Aufgaben werben.
Die restlichen Punkte der Liste sind eine reine Sammlung und als gleichwertig zu betrachten.

Gemeinsamer Start in den Unterrichtsmorgen
(siehe a, b, c, d, i)

Wir starten jeden Morgen zu einer fest angegebenen Zeit mit einem gemeinsamen Einstieg per Videokonferenz in den Unterrichtsmorgen. Die Anwesenheit eines jeden Kindes an diesem Morgen-Meeting ist verpflichtend.
Die Kinder treffen im Online-Klassenraum ein und teilen sich dann auf in Gruppe 1 und 2. Dadurch reduziert sich die Zahl der Anwesenden auf max. 13/ 14 Kinder je Gruppe und die persönliche Ansprache an das einzelne Kind ist besser möglich. Die Klassenlehrerin und eine in der Klasse eingesetzte Fachlehrer:in übernehmen die Begrüßung und Einstimmung/ Erklärung der Arbeit für den jeweiligen Tag. Die Teamkolleg:innen tauschen sich zuvor über die zu vermittelnden Inhalte aus und legen sie fest.
So wird für alle Beteiligten deutlich: Der Unterricht beginnt um … Uhr. Es gibt bestimmte Aufgaben, die heute erledigt werden müssen. Die Lehrer:innen sehen, dass ich anwesend bin. Die Zeit für die Erledigung der Aufgaben kann nicht „beliebig“ gewählt werden, denn im Anschluss an das Morgen-Meeting beginnt die

Arbeitsphase mit Online-Präsenz
(siehe f)

Jetzt haben die Kinder 90 Minuten Zeit, ihre Aufgaben „analog“ an ihren Schreibtischen zu Hause zu bearbeiten. In dieser Zeit befinden sich die Lehrkräfte weiterhin im Online-Klassenzimmer und sind somit erreichbar für die Kinder/ Eltern, die z.B. Nachfragen zu den Aufgaben stellen wollen.
So müssen die Kinder nicht permanent vor dem digitalen Gerät sitzen und haben dennoch bei Bedarf die Möglichkeit, sich bei der Lehrkraft zu melden für Rückfragen etc.

Zum Ende der Arbeitsphase gibt es ein „Kleingruppen-Treffen“ im Online-Klassenzimmer, bei dem die Lehrkraft mit ihrer Gruppe z.B. den bisherigen Arbeitsprozess besprechen kann.

Den gesamten Morgen und auch nach der Online-Sitzung ist die Lehrkraft während ihrer „normalen“ Unterrichtszeit natürlich auch telefonisch erreichbar. Darüber hinaus meldet sie sich nun bei den Kindern, die am Morgen nicht zum Meeting erschienen sind. Dies kann verschiedene Ursachen haben – und bei einigen Kindern ist es das Fehlen eines digitalen Endgerätes (siehe > Organisation)

Arbeitsphase 2

Nicht fertig gestellte Arbeiten für den Tag können anschließend von den Kindern weiterbearbeitet werden. Wichtig ist, dass die Aufgaben bis zum nächsten Tag abgeschlossen sind. Hier bleiben wir bewusst flexibel, um den Eltern und Kindern einen gewissen Freiraum in der alltäglichen, häuslichen Planung zu ermöglichen.

Organisation Online-Zeit
(siehe g)

Zu den pädagogischen Überlegungen kommen die überwiegend organisatorischen Bedingungen.
Bei unserer Abfrage zu den technischen Bedingungen im Elternhaus wurde deutlich, dass
1. nicht allen Kindern ein passendes digitales Endgerät zur Verfügung steht (PC, Laptop, Tablett)
2. nicht alle Familien die Möglichkeit haben, Material auszudrucken
3. oftmals nur ein Gerät für mehrere Kinder vorhanden ist.

An unserer Schule gibt es viele Geschwisterkinder in den unterschiedlichen Jahrgangsstufen. Außerdem wissen wir, dass nicht jedes Kind sein eigenes digitales Gerät zur Verfügung hat.

Darum sind sowohl die Startzeiten als auch die Kleingruppentreffen zeitlich gestaffelt. So stellen wir sicher, dass die Kinder nacheinander das vorhandene Gerät benutzen können.
Das hat allerdings zur Folge, dass wir die Online-Einheiten mit der gesamten Gruppe verhältnismäßig kurz halten müssen. So starten wir mit den Morgen-Meetings um 8 Uhr für den 1. Jahrgang und anschließend viertelstündig für die weiteren Jahrgänge. Geschwisterkinder können sich so abwechseln und anschließend bei Bedarf zeitunabhängig in den folgenden 90 Minuten noch einmal an ihre Klassenlehrerin wenden.

Kinder in verschiedenen Klassen eines Jahrgangs sind einer gemeinsamen Klasse zugeordnet und können somit gemeinsam am Morgen-Meeting teilnehmen. Anschließend gibt es auch für sie die Möglichkeit, zeitunabhängig ihre eigene Klassenlehrerin im Online-Klassenzimmer aufzusuchen. Die Zuordnung zu einer Klassengemeinschaft treffen die Jahrgangsteams in Absprache mit den betroffenen Eltern. Durch das parallele Arbeiten im Jahrgang sind diese Maßnahmen jederzeit möglich.

Arbeitsmaterial
(siehe e, h)

Damit ein sinnvoller Distanzunterricht überhaupt erst möglich wird müssen die Lernenden in der Lage sein, ihre Lernaufgaben selbstorganisiert und strukturiert bearbeiten zu können.
Die Kinder unserer Schule sind mit den verschiedensten Organisationsformen vertraut. Wichtig sind hier besonders Arbeitsformen wie Wochenplan, Lernzeiten, Werkstätten etc.
Trotzdem machten wir bei der Schulschließung im Frühjahr 2020 die Erfahrung, dass es einigen Kindern (besonders in Bezug auf das Alter) schwer fiel, sich ihre Aufgaben für die Woche sinnvoll einzuteilen. So hatten einige Kinder schon Mitte der Woche alle Pflichtaufgaben erledigt und anderen fehlten auch am Ende der Woche noch einige Aufgaben.
Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die Arbeitspläne mit täglich zu bearbeitenden Aufgaben zu bestücken. Anhand des Tagesplans werden auch die morgendlichen Einheiten besprochen und am kommenden Tag reflektiert. Darüber hinaus gibt es Aufgaben, die zur Bearbeitung für die gesamte Woche ausgelegt sind. Die Pläne orientieren sich im Umfang am Stundenplan der jeweiligen Klasse/ Jahrgangsstufe.

Das Material wird wie gewohnt in der Schule abgeholt. Dazu gibt es feste, gestaffelte Zeitfenster und verschiedene Anlaufstellen, um den Zulauf zu entzerren. Eltern mit mehreren Kindern können das Material nach Wunsch und Absprache an nur einer Stelle in Empfang nehmen. Im Austausch für das bearbeitete Material wird das neue Material ausgegeben.
Es sind für alle Lernenden überwiegend Aufgaben auf Papier: Arbeitsblätter, Arbeitshefte zu den Lehrwerken, Lektüren etc. Wir haben uns entschieden, dies für alle Schüler so zu halten, weil viele Familien nicht die Möglichkeit haben, das Material selbst auszudrucken.
Es gibt jedoch auch digitale Angebote (z.B. Padlets, „Anton“ und „Antolin“, Mathepirat) und Erklärvideos sowie möglicherweise Zusatzübungen, die bei Bedarf selbst ausgedruckt werden können.

Notbetreuung vor Ort

Im Rahmen der Notbetreuung übernehmen nach einem festen Stundenplan alle Lehrkräfte die vormittägliche Aufsicht und Begleitung der in der Schule anwesenden Kinder. Dazu werden die vier Lehrkräfte eines Jahrgangsteams zur Betreuung der entsprechenden Jahrgangsgruppe eingesetzt.
Im Laufe des Vormittags nehmen diese Kolleg:innen ihre Aufgabe beim Morgen-Meeting und der anschließenden Online-Präsenz aus dem Klassenraum der betreuten Jahrgangsgruppe wahr. Die anwesenden Kinder des Jahrgangs erhalten so ebenfalls die Einführung und können dann in der Schule an die Arbeit gehen.
Bei einer geringen Zahl an Anmeldungen bitten wir auch die Eltern der Kinder mit besonderen Bedarfen und Hintergründen, die ihr Kind bisher nicht zur Notbetreuung angemeldet haben, ihr Kind am Morgen in die Schule zu schicken, so dass wir dem Kind hier eine bessere Unterstützung und ggfs. einen ruhigeren Arbeitsplatz bieten können. 

Ausstattung
(siehe g, k)

Nicht jedes Kind verfügt über ein angemessenes Arbeitsgerät. Eine Teilnahme am Morgen-Meeting über das Smartphone ist zwar technisch möglich, jedoch nicht das optimale Medium.
Deshalb sollte die Schule diese Kinder mit schulischen Leihgeräten ausstatten können.

Zu unserem größten Bedauern ist uns dieses jedoch nicht möglich. Bis zum heutigen Tag wurden keine Geräte für die Schülerhand geliefert.
Das Einrichten der Geräte soll im Auftrag des Schulträgers von externen Technikkräften durchgeführt werden.

Die Kinder ganz ohne digitalen Zugang bitten wir zur Notbetreuung in die Schule.

Im schulischen Raum ist die Ausstattung im digitalen Bereich ebenfalls nicht gut.
Wir verfügen über 2-3 feststehende Rechner (ohne eingebaute Webcam) mit LAN-Anschluss pro Klassenraum.
Es gibt weder WLAN noch einen schnellen Breitband-Internetanschluss. Außerdem können wir mit keinem privaten Gerät ins schulische Netzwerk bzw. einen der schulischen Rechner ausleihen, weil die Konfiguration keinen Zugang zu einem häuslichen privaten Netzwerk zulässt.

Um in der jetzigen Situation handlungsfähig zu bleiben, haben wir aus eigenen Mitteln Webcams gekauft und einige schulische Laptops (ohne eingebaute Kamera) organisiert, die über LAN-Kabel ans Internet angeschlossen sind. So können wir zumindest die Online-Meetings aus dem Klassenraum durchführen.

Dieser Plan ist auf eine komplette Schulschließung ausgelegt.

Er ist jedoch so strukturiert, dass er auch bestehen bleiben kann, wenn nur eine Klasse/ ein Jahrgang in Quarantäne geschickt werden muss.
Weil wir in diesem Fall jedoch keine Rücksicht auf Geschwisterkinder in der Schule nehmen müssen, wird sich der Umfang des Plans erhöhen und an einigen Stellen im Bereich der Online-Arbeit ausgeweitet werden. So fangen wir den Unterschied zum Präsenzunterricht der parallelen Klasse/ Jahrgänge an anderen Schulen besser auf.

Zeitpläne für das Lernen auf Distanz
(bei einer Schulschließung)